Der Handel auf Online-Marktplätzen ist zweifellos eine der vielversprechendsten Entwicklungen innerhalb des E-Commerce-Business. Doch um auf diesen Plattformen erfolgreich zu sein, müssen viele Aufgaben bewältigt werden, von der Produktoptimierung bis zur Kundenbetreuung. Hier kommen Full-Service-Anbieter ins Spiel, mit Versprechungen wie „alles aus einer Hand“ oder „wir bieten das Rundum-Sorglos-Paket“. Doch wie so oft im Geschäftsleben: Die Realität sieht anders aus.

Full-Service-Anbieter bieten eine verlockende Aussicht: Sie versprechen, sich um alle Details rund um das Marktplatz-Business zu kümmern. Von der Einrichtung des Verkäuferkontos bis hin zur Versandlogistik, und von der Kundenbetreuung bis zur Vermarktung – es klingt wie ein Rundum-sorglos-Paket. Für Händler, die bisher wenig Erfahrung auf diesem Geschäftsgebiet haben, kann das eine enorme Erleichterung sein.

Doch wie die Erfahrung zeigt, halten viele Full-Service-Anbieter am Ende nicht, was sie versprechen. Das führt zu Frust auf Seiten der Händler/Hersteller und verursacht unnötige Kosten.

Die häufigsten Probleme mit Full-Service-Anbietern

  • Der Dienstleister übernimmt nur zum Teil die versprochenen Leistungen oder kümmert sich nicht in dem Umfang darum, wie der Händler das wünscht. Wenn z.B. Kundenanfragen immer erst nach 2-3 Tagen beantwortet werden führt dies zu Frustration auf Seiten der Kunden und kostet den Händler letztlich Umsatz
  • Hohe Kosten: Full-Service-Anbieter verlangen in der Regel Gebühren, die je nach Umfang und Leistung variieren. Diese Kosten können schnell erheblich werden und den Gewinn in hohem Maße schmälern. Dies ist z.B. der Fall, wenn vorher nicht genau definiert wird, welche Kosten in einer Monatspauschale enthalten sind. Wenn jede Arbeitsstunde des Key-Account-Managers und jeder von der IT erstellt Report separat berechnet werden, laufen die Kosten schnell aus dem Ruder.
  • Mangelnde Transparenz: Einige Full-Service-Anbieter neigen dazu, ihre Methoden und Aktivitäten im Dunkeln zu lassen. Händler haben oft keine klare Vorstellung davon, wie und wo ihre Ressourcen tatsächlich eingesetzt werden.
  • Eingeschränkte Kontrolle: Indem Händler die Kontrolle über ihre Verkaufsprozesse an Dritte abgeben, riskieren sie, die Fähigkeit zu verlieren, ihr Geschäft effektiv zu steuern und anzupassen.
  • Enttäuschende Ergebnisse: Trotz der Versprechen sind die erzielten Verkaufszahlen und Gewinne oft unter den Erwartungen der Händler.

Diese Vorteile bieten Full-Service-Dienstleister:

  • Effizienz und Zeitersparnis: Durch die Zusammenfassung verschiedener Dienstleistungen, wie zum Beispiel Marktplatz-Management; Lagerung, Versand, Zahlungsabwicklung und Kundenbetreuung, können Verkäufer Zeit sparen und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
  • Multichannel-Management: Dienstleister können dabei helfen, Produkte auf verschiedenen Online-Marktplätzen zu verwalten. Dies ermöglicht Unternehmen, ihre Reichweite zu maximieren und auf verschiedenen Plattformen präsent zu sein, ohne selbst die Komplexität des Managements auf jeder Plattform zu bewältigen. Zudem kümmern sie sich um die Einhaltung der Marktplatz-Richtlinien und der gesetzlichen Bestimmungen.
  • Marktplatzgeschäft ist inzwischen ein Profi-Game ist, d.h. mit Standard Produktlistings auf Amazon kommt man nicht mehr ans Ziel. Professionelle Dienstleister wissen genau, welcher Marktplatz welchen Content benötigt, wie man sinnvoll Marktplatz-Marketing betreibt und bietet dadurch gute Verkaufschancen für neue Produkte
  • Internationalisierung leicht gemacht: Durch die Nutzung der Dienste von Full-Service-Anbietern können Verkäufer leichter auf verschiedene Märkte zugreifen, da diese oft über internationale Versand- und Logistiklösungen verfügen.
  • Kosteneffizienz: Durch die Bündelung von Dienstleistungen können Verkäufer Kosten sparen, die bei der Einrichtung und dem Betrieb eigener Lager- und Versandinfrastrukturen anfallen würden.
  • Professionelles Management: Full-Service-Anbieter verfügen über erfahrenes Personal und professionelles Know-how in den Bereichen Lagerung, Logistik und Kundensupport, was zu einer effizienteren Geschäftsabwicklung beitragen kann.
  • Skalierbarkeit: Full-Service-Dienstleister können es Verkäufern ermöglichen, ihre Geschäftstätigkeiten leicht zu skalieren, indem sie sich an verschiedene Marktanforderungen anpassen und flexibel auf Änderungen in der Nachfrage reagieren.

Unser Fazit: Drum prüfet wer sich ewig bindet

Wer erwägt, die Dienste eines Full-Service-Anbieters in Anspruch zu nehmen, sollte dies mit Bedacht tun. Hier sind einige Schritte, die dazu beitragen können, Enttäuschungen zu vermeiden:

  • Gründliche Recherche: Recherchieren Sie sorgfältig, bevor Sie sich für einen Full-Service-Anbieter entscheiden. Lesen Sie Kundenbewertungen, sprechen Sie mit anderen Händlern und erkundigen Sie sich nach Referenzen. Idealerweise lassen Sie sich von einem unabhängigen Berater im Auswahlprozess unterstützen. Berater kennen sowohl den Markt als auch potenzielle Anbieter im Detail und können helfen, ihren Bedarf konkret zu formulieren, so dass der Dienstleister genau weiß, worauf es bei Ihnen ankommt.
  • Klare Vereinbarungen: Stellen Sie sicher, dass alle Vereinbarungen schriftlich festgehalten werden und dass Sie ein klares Verständnis davon haben, was der Anbieter leisten wird.
  • Monitoring und Überprüfung: Behalten Sie die Leistungen des Full-Service-Anbieters im Auge. Überprüfen Sie regelmäßig, ob die versprochenen Ergebnisse erzielt werden.
  • Last not least: Benötigen Sie überhaupt einen Full Service Anbieter? Oder nicht doch eher einen Experten für verschiedene spezifische Themen?

Die Schlüssel zur erfolgreichen Partnerschaft mit einem Full-Service-Anbieter sind Transparenz, klare Vereinbarungen und Flexibilität. Händler sollten sich bewusst sein, dass das Versprechen eines „Rundum-sorglos-Pakets“ oft zu schön ist, um wahr zu sein, und dass kritische Überlegungen notwendig sind, bevor sie sich auf eine solche Partnerschaft einlassen.