Wer als Logistiker den nächsten Kundenauftrag für einen großen Händler oder Hersteller gewinnen will, muss nicht nur Päckchen packen können. Gefragt sind maximale Flexibilität, Datenkompetenz und moderne Technik.

In der Corona-Krise hat die Logistikbranche der ganzen Welt plakativ vor Augen führen dürfen: “Wir wirken zwar zumeist unscheinbar im Hintergrund. Doch ohne uns läuft gar nichts. Logistik ist systemrelevant!” Vom Shutdown betroffene Verbraucher stürmten die Online-Shops. In den Lägern ackerten Picker und Packer im corona-sicheren Zweischicht-Betrieb, um die Bestellungen schnellstmöglich zu bearbeiten. Und die Zusteller von DHL, Hermes oder DPD ächzten unter der Last der Pakete, die sie den Kunden zuverlässig und kontaktlos vor die eigene Haustür lieferten.

Inzwischen hat auch der letzte Digital-Verächter gemerkt: Der Vertriebskanal Internet hat im Einkaufsverhalten der Kunden einen festen Platz eingenommen. Entsprechend stark ist der Handlungsdruck bei Händlern und Herstellern, im boomenden Online-Handel doch noch eine relevante Position einzunehmen – sei es als Nachzügler oder durch Optimierung des bestehenden Angebotes.

Top-Ausgangslage für Newcomer in der Branche

Für Transport- und Logistikunternehmen war die Ausgangslage für Neukundengeschäft mit Endkundenlogistik noch nie so gut wie nach der Corona-Pandemie. Zum einen berichten Speditionen und Lagerlogistiker unisono von steigenden Auftragsvolumina bestehender Kunden sowie vielzähligen Logistik-Ausschreibungen von Neukunden, die händeringend nach Anbietern moderner Handels- und Endkundenlogistik suchen. Zum anderen waren die Möglichkeiten für Gründer, in den Logistikmarkt einzusteigen und am Boom zu partizipieren, noch nie so einfach wie aktuell.

Doch wer glaubt, es reiche aus, ein Lager zu betreiben und Leute zu finden, die Päckchen packen können, kämpft – bildlich gesprochen – mit der Steinschleuder, wo andere mit einem Hightech-Arsenal aufwarten. Wer heute als Händler oder Hersteller ein nachhaltiges Multichannel- oder E-Commerce-Business aufbauen möchte, braucht Logistik-Partner, die über enorme Flexibilität sowie Daten- und Systemkompetenz verfügen. Denn der digitale Handel entwickelt sich extrem dynamisch und alle Beteiligten in der Prozesskette müssen in der Lage sein, sich an diese Entwicklungen schnellstmöglich anzupassen. Das kann die Anbindung an einen neuen Marktplatz sein, der plötzlich boomt; die Erweiterung des eigenen Shops um zusätzliche Sortimente oder die Umsetzung einer Internationalisierungsstrategie.

Die gute alte AS400 hat ausgedient – wirklich!

Mit Systemen auf dem Stand einer AS400, wie sie aktuell noch bei zu vielen Logistikern im Einsatz sind, kommt man im Jahr 2020 nicht mehr weit. Und das muss man auch nicht! Denn für jedes einzelne Teilmodul in der Prozesskette eines Logistikers hält der Markt inzwischen eine Vielzahl von Software-Lösungen bereit, die als SaaS-Lösung oder in der Cloud zur Verfügung stehen und teilweise für kleines Geld zu nutzen sind. Das fängt an bei spezifischen Warenwirtschaftssysteme für B2B- und B2C-Logistik und hört auf bei modernen Konnektoren, die darauf ausgelegt sind, eine Vielzahl von Systemen (Warenwirtschaftssystemen mit Vertriebskanälen; Produktdatensysteme, CRM oder ERP) zu verknüpfen. Die AS400 kann notfalls weiter das Lager bewirtschaften, aber Unternehmen müssen heutzutage ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür entwickeln und interne Kompetenzen schaffen, um schnittstellenoffen und flexibel für die datenanspruchsvolle Klientel der heutigen Zeit aufgestellt zu sein.

Leider erleben wir in diversen Ausschreibungen immer wieder, dass etablierte und kompetente Unternehmen in Punkto Systemunterstützung die Zeichen der Zeit nicht ausreichend erkannt haben. Sie reißen sich zwar als Dienstleister für ihre Kunden lieber drei als zwei Beine aus, um im Tagesgeschäft jeden Kundenwunsch möglich zu machen. Doch dabei übersehen sie, dass sie sich ihr eigenes Leben und das ihrer Kunden wesentlich leichter machen könnten, wenn sie die systemseitigen Grundlagen ihres Geschäfts professionalisieren würden.

Wer seine Systemrelevanz weiter unter Beweis stellen will, muss die Steinschleuder ins Museum stellen und stattdessen die Zukunftsbrille aufsetzen. Dann ist der nächste Logistik-Pitch schon so gut wie gewonnen!

Unser Artikel ist auch erschienen in der Trans.INFO.