Mit über 120 Teilnehmern und 11 spannenden Vorträgen war der 9. DIY E-Commerce Tag vom Herstellerverband Haus&Garten (HHG), dem Industrieverband Garten e.V. (IVG) und ecom consulting auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg! Unser Speaker Line-up bot wieder spannende Einblicke in die DIY-Branche und darüber hinaus. Besonders beeindruckend waren die persönlichen Berichte von Unternehmern über deren Erfolge und Erfahrungen bei der eigenen Digitalisierung.

Trotz der erneut gelungenen Onlineveranstaltung hoffen wir sehr darauf, nächstes Jahr wieder alle persönlich treffen zu können. Der persönliche Austausch ist und bleibt ein Highlight und kann durch keine digitale Veranstaltung ersetzt werden.

Wie schätzen die Teilnehmer den DIY-Markt 2021 ein?

Wir wollten von den Teilnehmern wissen, wie sie die aktuelle Lage im DIY-Markt beurteilen. Das Ergebnis unserer spontanen Umfrage zeigte, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer die Lage insgesamt als herausfordernd ansehen. Die Chancen im Online-Bereich sehen dagegen mehr als zwei Drittel der Befragten als positiv an.

Durch die Pandemie hat sich der Fokus auch im DIY-Markt vermehrt auf den Online-Bereich verlagert. Fast 90% der Befragten haben die Wichtigkeit der Digitalisierung schon erkannt und arbeiten bereits an einer internen Veränderung. Engpässe zeigen sich vor allem im Bereich Personal und bei den internen Kompetenzen.

Highlights aus den Vorträgen des DIY-E-Commerce Tages am 21.09.2021

DIY nach der Pandemie – Zahlen und Trends von Dr. Kai Hudetz (IFH Köln)

Mit spannenden Zahlen und Fakten versorgte uns wieder Dr. Kai Hudetz vom IFH Köln. Er berichtete uns, dass die Kanalverschiebung durch die Corona-Situation in 2020 nochmals deutlich verstärkt wurde und im DIY-Bereich immer mehr Käufe online stattfänden. Auch die Informationsphase beginne immer öfter online. Laut einer Studie des IFH Köln nutzten 21% der Konsumenten in 2020 erstmals Services wie Click & Collect oder Click & Meet und wollen diese auch weiterhin nutzen.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

Das Thema Nachhaltigkeit werde vor allem im Bio-Lebensmittelbereich auch für den Online-Handel immer relevanter. Der Verkauf von Bio-Lebensmitteln sei im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um das Dreifache gestiegen, berichtete Dr. Hudetz. Jeder Fünfte kaufe bewusst nachhaltig ein und sei in dem Bereich auch wenig preissensibel. Ein Drittel aller Online-Shopper sei allerdings wenig an Nachhaltigkeit interessiert und stattdessen sehr preissensibel.

Amazon als klarer Gewinner des Online-Booms

Gewinner der Pandemie seien definitiv Online-Marktplätze und dabei ganz besonders Amazon. Während der Online-Handel in 2020 insgesamt um 21,3% gewachsen sei, schaffe Amazon ein Rekordwachstum von 36%. Das entspräche 11,4 Mrd. € Wachstum in 2020.

Das Potential von Amazon sei weiterhin hoch. Laut dem IFH Köln sind 94% aller Onlineshopper auch Amazon Kunden und davon wiederum 45% Prime Kunden und 36% Heavy-Amazon-Shopper. In der Customer Journey werde Amazon vermehrt auch als Preisvergleich und Produktrecherche Portal genutzt. Neben Amazon gewännen auch andere Plattformen wie OTTO oder Zalando immer mehr an Relevanz.

Digitale Transformation – wo fängt man an? Dr. Markus Richter von Holz Richter (Casando) erzählt vom Weg in die Digitalisierung

In den letzten 15 Jahren ist das Traditionsunternehmen Holz-Richter sowohl den Weg von offline zu online als auch von B2B zu B2C gegangen. Das geht natürlich nicht über Nacht und funktioniert nur, wenn alle im Unternehmen daran mitarbeiten. Dr. Markus Richter erzählt uns ungeschönt die Transformationsgeschichte seines Unternehmens und gibt viele spannende Tipps für andere Unternehmer.

Mit dem Einstieg in den Online-Handel 2004 habe die digitale Transformation für Holz-Richter begonnen. Erstmals überstieg der online-Umsatzanteil den Anteil des offline-Business im Jahr 2018. Beides wachse nach wie vor kontinuierlich und werde auch weiter ausgebaut, berichtete Dr. Richter.

Die größte Herausforderung für Holz-Richter sei das Umdenken in den Köpfen der Mitarbeiter gewesen und das gegenseitige Verständnis von offline- und online-Teams zu fördern. Im Transformationsprozess habe das Unternehmen auf „make“ statt „buy“ gesetzt, einen Weg der zwar mühsamer und langwieriger sei, allerdings für das Unternehmen den entscheidenden Erfolgshebel darstellte.

Als “Key Factor for Success” für eine erfolgreiche digitale Transformation sieht Herr Dr. Richter:

  • Mindset der Mitarbeiter: den Mitarbeitern die Angst nehmen, dass eine Veränderung zu ihrem Nachteil ist, sondern Veränderung immer Fortschritt bedeutet
  • Die eigene IT Infrastruktur (ERP-, Shop-, Lager- und Kundenservice-System) muss perfekt aufeinander abgestimmt sein
  • Von Digitalisierung und Prozessoptimierung profitiert nicht nur der Online-Bereich des Unternehmens (auch z.B. Lagerverwaltung generell)
  • Zentralisierung statt Filialisierung
  • Verantwortung delegieren, im Team entscheiden und Ideen priorisieren
  • Der Kunde ist König – aber die Mitarbeiter sind Kaiser*innen

Warum sich der Verkauf über einen Online-Marktplatz lohnt – Tipps von Kaufland.de

Welche Vorteile hat man als Händler oder Hersteller eigentlich durch den Verkauf auf Marktplätzen? Durch die Reichweite eines bekannten Marktplatzes hat man die Chance neue Zielgruppen zu erreichen und Neukunden zu gewinnen. Viele neue Marketingmöglichkeiten und die Chance mit wenig Aufwand auch internationale Kunden zu bedienen machen Marktplätze für viele Händler und Hersteller sehr attraktiv.

Kaufland.de gehört mit einem Wachstum von 92%  in den letzten 5 Jahren, 32 Mio. Besuchern und 25 Mio. Produkten zu den am stärksten wachsenden Marktplätzen in Deutschland.

Doreen Schumm, Head of Marketplace Sales bei Kaufland.de, erläuterte uns die Bedeutung der Online-Marktplätze und stellte die Besonderheiten von Kaufland.de heraus.

Grundsätzlich gelte auf Kaufland.de das Recht der Hersteller, d.h. dessen Produktdaten können nicht einfach von Händlern überschrieben werden. Im Gegensatz zu Amazon stehe vor allem die Partnerschaft mit Händlern und Herstellern im Vordergrund und der persönliche Kontakt auf Augenhöhe. Gemeinsam wolle man die Verkaufschancen der einzelnen Produkte erhöhen und unterstütze die Partner daher im gesamten Prozess von der Registrierung bis zur Auszahlung der Verkaufserlöse jederzeit durch eine persönliche Betreuung.

Erfolgreiche Ausrichtung auf den Endkunden – Christiane Brunk von Braun Büffel erzählt von der Transformation

Die unglaubliche Veränderung von Braun Büffel – vom Traditionsunternehmen zum Direct-to-Consumer Ansatz – ist eine Inspiration für viele andere Unternehmen. Damit konnte Braun Büffel zusammen mit dem Beraterteam von ecom consulting im September 2021 auch die Jury überzeugen und gewann den Best Retail Cases Award. Wie das Unternehmen es geschafft hat, die digitale Zielgruppe zu erreichen und gleichzeitig die Mitarbeiter auf die Transformation vorzubereiten, erzählte uns Frau Brunk, Inhaberin und Geschäftsführerin bei Braun Büffel, im Detail.

Im Vordergrund der Digitaloffensive habe von Anfang an der Mehrwert für den Kunden gestanden. Durch den entwickelten „Geldbörsenfinder“ und das Infoportal „Welt des Leders“ seien wichtige Serviceangebote für den Kunden geschaffen worden, von den letztlich auf der Handel profitiere. Der Weg in die digitale Transformation sei zwar ein großer Schritt gewesen, habe aber richtig Spaß gemacht und das Unternehmen nachhaltig zum positiven verändert.

Die wichtigsten Schritte bei der D2C Ausrichtung hat Frau Brunk wie folgt zusammengefasst und gibt damit anderen Unternehmer*innen eine wichtige Orientierung:

Welche Chancen bietet What´s App als Verkaufskanal? Matze Mehner von Messengerpeople zeigt neue Kontaktwege

Leider kann Matthias Mehner von Messengerpeople nicht selbst live beim DIY E-Commerce Tag dabei sein. Wir zeigen daher eine Videoaufzeichnung seines Vortrages. Das hat gute Gründe: Noch am selben Tag wird bekannt, dass das Startup Unternehmen von der schwedischen Firma Sinch gekauft wurde. Beide Unternehmen kümmern sich um die mobile Kundenkommunikation und wollen zukünftig ihre Synergien bündeln. Wir gratulieren herzlich zu diesem bahnbrechenden Deal!

Als klaren Favoriten bei den Messenger Diensten empfehle er What´s App, da dieser zu 75% von den Endkunden genutzt werde, berichtet Matthias Mehner uns. Unternehmen können What´s App datenkonform mit der What´s App Business API nutzen.

Bisher nutzten Unternehmen What´s App hauptsächlich für:

  • 80% Customer Service / Beratung (z.B. Reklamationsabwicklung mittels Fotos/Video)
  • 10% Marketing (z.B. Gewinnspiele)
  • 10% Bewerbungen (v.a. im Handwerkerbereich)

Conversational Commerce lohne sich vor allem für Spezialisten wie z.B. Miss Pompadour. Das Farbengeschäft berät inzwischen viele Kunden über What´s App zur richtigen Wahl einer Farbe oder Grundierung. 9 von 10 Kundenanfragen führten dabei zum Kauf!

Die Kommunikation durch Chat-Bots komme immer mehr zum Einsatz. 80% der Kunden wünschen zwar nach wie vor eine persönliche Beratung, fänden aber den Einsatz von Chat-Bots zu Beginn eines Gesprächs in Ordnung. Viele „einfache“ Abfragen wie z.B. „wo ist mein Paket“ können über Chat-Bots schnell und kostengünstig gelöst werden. Für den Kunden bedeute das eine wesentlich schnellere Antwort, als wenn der Kundenservice kontaktiert werden muss.

Durch eine Integration der Shopsysteme (z.B. shopware oder shopify) können Produkte im What´s App Chat direkt in den Warenkorb gelegt werden. Die aktive Bestellung und Bezahlung sei allerdings derzeit noch nicht über What´s App möglich und müsse weiterhin über den Online-Shop erfolgen.

Seit Juni 2021 dürfen proaktiv auch werbliche Nachrichten per What´s App gesendet werden. Upselling oder Cross-Selling seien damit wieder möglich. Auch Warenkorbabbrecher können z.B. mit einem Gutschein doch zum Kauf bewegt werden.

Viele Praxistipps rund um die Kundenkommunikation per What´s App sind im Messenger Playbook zusammengefasst.

Gezielte Digitalisierung des Mittelstandes durch Startup Methoden

Zum Abschluss zeigte Leo Laun von den Digital Seals noch, warum und in welchen Konstellationen es sinnvoll für einen Mittelständler ist, mit den Methoden eines Start-ups zu agieren. Seine simple wie punktgenaue und dabei nahezu Buzzword-freie Erläuterung, was der große Unterschied zwischen der Arbeitsweise eines Start-ups und der eines Mittelständlers ist, war ein wunderbarer Aha-Moment und damit auch Abschluss des Tages.

Bis nächstes Jahr zum 10. DIY E-Commerce Tag!

Der 9. DIY E-Commerce Tag hat uns auch dieses Jahr wieder spannende neue Möglichkeiten im Online-Kanal gezeigt und war mit den Einblicken in verschiedene Unternehmensgeschichten ein echter Mehrwert für alle Teilnehmer. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr!

Ihr möchtet auf dem nächsten DIY-E-Commerce Tag als Speaker dabei sein? Sprecht uns jetzt an!